Corona und die Psyche – 7 Denkansätze, wie Sie sich und Ihre psychische Immunität stärken.

Dass Corona nicht nur einen Einfluss auf unsere Alltagsgestaltung sondern auch auf unsere Psyche hat, konnte in der letzten Zeit vermehrt in Studien untersucht und bestätigt werden.

Wie fühlen sich Menschen in dieser Pandemie-Situation? Diese Frage beschäftigt mich als Psychotherapeutin natürlich sehr stark. Neueste Studien zeigen, was ich in meiner Beratung tagtäglich spüre: Viele haben Unsicherheiten, Ängste oder Sorgen ganz unterschiedlicher Art. Meine Aufgabe ist es, diese zu reduzieren und andere Ansätze oder Perspektiven aufzuzeigen. Denn: Es gibt Wege, die eigenen positiven Kräfte zu mobilisieren, um sich besser zu fühlen! Ich zeige Ihnen in diesem Beitrag einige Ansätze, die Sie ausprobieren können.

Wie geht es Kindern und Jugendlichen im Lockdown?

Corona beeinflusst nicht nur unsere Alltagsgestaltung, sondern wirkt sich auch auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen aus – das wurde in der letzten Zeit vermehrt in Studien untersucht und bestätigt, allen voran in der Copsy-Studie:

Zusammenfassung der Ergebnisse:

  • Fast jedes dritte Kind würde “ein knappes Jahr nach Beginn der Pandemie unter psychischen Auffälligkeiten” leiden.
  • Besonders Ängste und Sorgen, Hyperaktivität und Probleme mit Gleichaltrigen hätten während der COVID-19-Pandemie deutlich zugenommen.
  • Das Maß an generalisierter Angst (24,1%) wäre beispielsweise im Vergleich zur Befragung vor der Pandemie (14,9%) deutlich gestiegen.
  • Es zeigen sich zudem häufiger depressive Symptome sowie psychosomatische Beschwerden wie zum Beispiel Niedergeschlagenheit oder Kopf- und Bauchschmerzen.
  • Auch das Gesundheitsverhalten habe sich verschlechtert: Die Ernährung wäre weiterhin ungesund mit vielen Süßigkeiten und zehnmal mehr Kinder als vor der Pandemie und doppelt so viele wie bei der ersten Befragung würden überhaupt keinen Sport mehr machen.
  • Die Kinder würden noch mehr Zeit als im Frühsommer 2020 mit Online-Medien wie Handy, Tablet oder Spielekonsole verbringen, jedoch würden sie die digitalen Medien derzeit auch häufiger für die Schule nutzen.
  • Von den Lockdown-Konsequenzen wären vor allem Kinder und Jugendliche mit niedrigem sozioökonomischen Status, niedriger elterlicher Bildung und Migrantenstatus betroffen. (Ravens-Sieberer, Kaman, Erhart, et al., 2021)

Die Copsy-Studie

Die “Copsy-Studie” (der Einfluss von Covid 19 auf die psychische Gesundheit) gilt im deutschsprachigen Raum derzeit als aussagekräftigste Studie. Sie untersucht das psychischene Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen während des “pandemiebedingten Lockdowns” in Deutschland.

Der erste Teil der Studie wurde von der Forschungsabteilung “ Child Public Health am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf” von “Mai bis Juni 2020” durchgeführt. Bei der Folgebefragung nahmen zwischen “Mitte Dezember” 2020 bis “Mitte Januar” 2021 über “1.000 Kinder und Jugendliche” sowie über “1.600 Eltern mittels Onlinefragebogen” teil. Eine weitere Befragung ist für “Sommer 2021” geplant.


Wie geht es Erwachsenen während des Lockdowns?

Im regionalen Raum untersuchte das Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit der Donau-Universität in Krems wiederholt die psychische Gesundheit der erwachsenen Bevölkerung seit Beginn der Pandemie.

In einer neuerlichen Studie rund um den Jahreswechsel (2020-2021), bei der ca. 1500 Personen mittels Fragebogen befragt wurden, wurde eine erneute Verschlechterung von depressiven Symptomen, Ängsten und Schlafproblemen belegt.

  • 26 Prozent litt an depressiven Symptomen
  • 23 Prozent an Angstsymptomen und
  • 18 Prozent an Schlafstörungen

7 Denkansätze, wie Sie sich und Ihre psychische Immunität stärken

Wie können Sie Ihre Psychische Immunität stärken und Resilienzfaktoren auf persönlicher Ebene entwickeln?

Bei der Frage, was Menschen hilft, in dieser schwierigen Zeit psychisch gesund zu bleiben, ist vor allem die Sinnforschung und die Resilienzforschung zur Beantwortung heranzuziehen. Es gab in den letzten Jahren eine erfreuliche Menge an Publikationen und Studien zu protektiven und Resilienzfaktoren bei unterschiedlichen psychischen Erkrankungen. Es gab in der letzten Zeit vermehrt Beiträge der Positiven und Gesundheitspsychologie zu den Faktoren eines gesunden, funktionierenden Schutzschilds bzw. Immunsystems der Seele. (Lukas, 2020); Menning, 2014, etc.).

Die relevanten Faktoren um die Coronakrise gut zu meistern scheinen dieselben zu sein, die auch bei anderen Krisen zum tragen Tragen kommen und die oft mit dem Begriff “Resilienz” beschrieben werden.

Wichtig ist: Es gibt nicht DIE eine Resilienz, sondern eine Vielfalt von Resilienzfaktoren, wie berufliche und private, äußere und innere, die sich ständig verändern und weiterentwickeln können. Gerade Krisen erhöhen die Risiken für unser psychisches Wohlbefinden und die Gesundheit, aber in ihnen stecken auch unglaubliche Potentiale: innerlich daran zu wachsen und unsere Resilienz weiter zu erhöhen, denn der Mensch wächst mit schwierigen Situationen und Krisen die er erlebt!


Wie sie jede Krise meistern

Eine stabile Persönlichkeit beruht auf verschiedenen Faktoren. In der Literatur werden Sie unterschiedliche Bezeichnungen dieser Faktoren finden. Ich möchte Ihnen 7 dieser Faktoren vorstellen, die Sie resilienter machen:

1. Lebenssinn

Sinn ist ein ausgeprägter Faktor für unser Wohlbefinden. Wenn wir in unserem Leben einen ausgeprägten (Kohärenz-)Sinn wahrnehmen, haben wir das Gefühl, dass es das alles (trotzdem) wert ist.

Bezüglich den psychischen Auswirkungen der Corona-Krise wurde in einer Studie der PsychologInnen Tatjana Schnell und Henning Krampe von der Universität Innsbruck als größte Schutzfaktoren vor allem ein persönliches Sinnerleben und eine gute Selbstbeherrschung gefunden.

Bei sinnerfüllten und selbstbeherrschten Personen, würde der “Lockdown und die Wochen danach zwar teilweise auch als belastend” erlebt werden, doch das hätte bei ihnen nicht zu mehr “Depression oder Ängstlichkeit” geführt.

(Schnell & Krampe, 2020)

2. Akzeptanz

Es gibt immer Dinge/Menschen/Situationen die man nicht ändern kann. Wenn sie bereits alles probiert und mit den betreffenden Menschen besprochen haben und trotzdem nichts geändert wird. Dann können Sie sich rund um die Uhr darüber aufregen oder enttäuscht sein. Oder aber, Sie schaffen es die Bedingungen zu erkennen und zu akzeptieren, die sie nicht verändern können und eine gute Einstellung zu den Gegebenheiten zu finden. Dann können Sie Ihre Zeit und Energie wieder auf die Dinge konzentrieren, die Sie wirklich beeinflussen und gestalten können.

3.Optimismus

Optimisten haben einen tief verankerten Glauben, dass die Dinge gut kommen werden – und es noch nicht das Ende ist, solange es noch nicht gut ist. Sie sind erwiesenermaßen widerstandsfähiger und ausdauernder weil sie den Glauben haben, dass sich die Mühe/Geduld etc. auszahlt. Niederlagen oder Verluste sollten nicht verallgemeinert werden und als falsche Lebensformeln/Grundsätze dienen, wie z.B: „Bei mir geht es immer schief.“; “Ich werde immer ungerecht behandelt”; “Ich habe nie Glück”. Stattdessen sollte den Fokus auf aufbauende Botschaften richten: „Dieses Mal ist es leider schief gelaufen, ich kenne nun den Fehler und werde versuchen es beim nächstes Mal besser zu machen.“ Oder: “Ich werde im Leben zur richtigen Zeit bekommen was für mich wichtig/notwendig/lehrreich ist”. Dabei sollten die Rahmenbedingungen und die Situationen möglichst realistisch eingeschätzt werden.

4. Selbstwirksamkeit

Wenn wir von uns denken, dass wir etwas schaffen können, das wir uns vornehmen, verspüren wir das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Die eigene Selbstwirksamkeit kann man stärken, indem man sich seine eigenen, kleine und große Erfolge bewusst macht und sie zu schätzen lernt. Auch das bewusste Erledigen von Aufgaben, die man sich vornimmt und auch schaffen kann, stärkt das Selbstwirksamkeitsempfinden. Oft ist es hilfreich sich die eigenen Stärken bewusst zu machen und sich ein Feedback von außen zu holen. Auch die Fähigkeit des sinnvollen Umgangs mit den eigenen Gedanken und Emotionen kann als Selbstwirksamkeit verstanden werden.

5. Verantwortung

Lernen Sie ihren Handlungsrahmen und Eigenanteil an den Anforderungen und Fragestellungen des Lebens zu identifizieren. Für alle Anteile, die Sie beeinflussen können, tragen Sie Verantwortung. Versuchen Sie möglichst aus ihren Fehlern zu lernen, sowohl im Umgang mit Sachen/Handlungen, als auch im Umgang mit sich selbst und anderen Personen. Das wahrnehmen und übernehmen der eigenen Verantwortung führt meist zu einem sinn- und lösungsorientiertem Verhalten.

6. Soziale Netzwerke und kollektiver Umgang

Ein sehr wichtiger Resilienzfaktor ist das Wissen darüber besonders in schwierigen Situationen nicht alleine zu sein. Dazu benötigt es meist Personen, denen Sie vertrauen können und Ihre Fähigkeit Hilfe annehmen zu können. Ein gutes soziales Netz kann in Krisenzeiten, wie derzeit aufgrund von Corona, Werte wie Zusammenhalt und Gemeinschaftsgefühl fördern, die jedem einzelnen helfen können. Auch wenn die persönlichen Kontakte während des Lockdowns eingeschränkt waren, kann man über Online-Medien Kontakt halten oder das Netzwerk im engsten Familiensystem fördern.

Da durch kollektive Krisen immer eine ganze Gesellschaft betroffen ist, bedeutet das auch immer eine „kollektive Verletzung des sozialen Gewebes“. Das bedeutet, dass ein schlimmes Ereignis eine Gesellschaft nachhaltig verändern kann und jeder in unterschiedlichem Maß betroffen ist.

Eine positive Reaktion auf ein solches Ereignis kann die Solidarisierung sein – das Kollektiv versucht, gemeinsam mit der Erschütterung fertig zu werden, wie z.B. durch gegenseitige Hilfeleistungen aber auch gemeinsame Trauer- und Gedenkprozesse. Auch eine kollektive Erinnerungspraxis kann dafür sorgen, dass Traumata/Krisen/Gewalt überwunden werden können und sich nicht in dem selben Ausmaß widerholen. So kann ein bewusster Umgang mit den gemachten Erfahrungen und deren Aufarbeitung auf kollektiver Ebene sogar überlebenswichtig sein.

7. Zukunftsperspektiven entwickeln

Ziehen Sie Bilanz aus ihrer Vergangenheit und richten Sie sich auf Ziele aus, die Sie zukünftig erreichen möchten. Was möchten Sie in Ihrem Leben noch erreichen? Was ist für Sie die bestmögliche/attraktivste Zukunftsgestaltung? Auch falls Sie ihr Ziel nicht 100% zu erreichen ist, ist es doch eine Richtungsangabe, nach der Sie ihr Leben ausrichten und ein Zielzustand, dem Sie sich möglichst annähern können. Visualisieren Sie ihre Ziele daher so gut wie möglich. Das Wissen über ihre realistischen Möglichkeiten, die gestellten Anforderungen sowie ihre fachlichen und sozialen Kompetenzen unterstützt sie dabei, sich ihrem Ziel schrittweise zu nähern.


Fazit: Meine Erfahrung – für Ihr Wohlbefinden

Ausgerüstet mit diesen Komponenten der Resilienz kann man einfacher Halt und Orientierung finden, widerstandsfähiger gegen Stressoren werden und wieder/schneller gesünder und stabiler werden. Man könnte sagen, dass man ein stärkeres „psychologisches Immunsystem“ entwickelt. Genau wie beim körperlichen Immunsystem bedeutet das natürlich nicht, dass man nie wieder krank wird. Aber dass man zumindest seltener krank wird und sich schneller wieder erholt.

Ein resilienter Mensch durchlebt auch nicht weniger Krisen oder schwierige Zeiten, aber er hat bessere Mittel damit umzugehen. Damit reduziert sich das Stresserleben und insgesamt erhöht sich die Selbstwirksamkeit und die Lebensenergie und Lebensfreude im privaten und im beruflichen Bereich – und genau das wünsche ich mir für Sie!

Ich unterstütze Sie gerne bei der Förderung ihrer psychischen Widerstandsfähigkeit, damit sie möglichst gut durch die derzeitige herausfordernde Zeit kommen..!

Von Katja Moderbacher am 19. März 2021

Literaturverzeichnis

  • Dale, Rachel and Budimir, Sanja and Probst, Thomas and Stippl, Peter and Pieh, Christoph, Mental Health during a COVID-19 Lockdown Over the Christmas Period in Austria (January 26, 2021). Available at SSRN: https://ssrn.com/abstract=3773439 or http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.3773439
  • Lukas, E. & Wurzel, R. (2020). Pandemie und Psyche: Wege zur Stärkung der seelischen Immunität; Verlag Neue Stadt
  • Menning, H. (2014). Das psychische Immunsystem: Schutzschild der Seele. Vol. 4. Hogrefe Verlag
  • Ravens-Sieberer, U., Kaman, A., Erhart, M. et al. Impact of the COVID-19 pandemic on quality of life and mental health in children and adolescents in Germany. Eur Child Adolesc Psychiatry (2021).
  • Schnell, T. & Krampe, H. (2020). Meaning in Life and Self-Control Buffer Stress in Times of COVID-19: Moderating and Mediating Effects With Regard to Mental Distress. Frontiers in Psychiatry 11:582352. doi: 10.3389/fpsyt.2020.582352
  • Zugriff am 26.02.21: https://doi.org/10.1007/s00787-021-01726-5UKE – Child Public Health – COPSY-Studie
  • Zugriff am 26.02.21: UKE – Pressemitteilung – COPSY-Studie: Kinder und Jugendliche leiden psychisch weiterhin stark unter Corona-Pandemie

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