Abhängigkeitserkrankungen | Suchterkrankungen

Die Weltgesundheitsorganisation unterscheidet bei Suchterkrankungen zwischen einem abhängigen Verhalten:

  • in Bezug auf bestimmte Substanzen (stoffgebunden) oder
  • in Bezug auf Handlungen oder Verhaltensweisen (nicht stoffgebunden).

Wie entstehen Suchterkrankungen?

Bei der Entstehung einer Suchterkrankung spielen mehrere Faktoren zusammen. W. Feuerlein beschreibt im Ursachendreieck der Sucht, dass “[grundsätzlich] Merkmale der Droge, der Person und der Umwelt in ihrem Zusammentreffen die Suchtentwicklung“ (Tretter 2008: 11) bewirken:

  • Auf biologischer Ebene löst der Konsum des Suchtmittels selbst im Gehirn Veränderungen aus, die ein weiteres Suchtverhalten begünstigen.
  • Es gibt Merkmale auf der Persönlichkeitsebene, die die Wahrscheinlichkeit einer Suchterkrankung erhöhen, wie Depressivität, eine erhöhte Ängstlichkeit oder Krisenanfälligkeit.
  • Auch das soziale oder gesellschaftliche Umfeld kann ein Suchtverhalten positiv oder negativ beeinflussen.

Suchterkrankungen im Kontext der Logotherapie und Existenzanalyse

Das Wort “Suche” wird oft mit “Sucht” in Zusammenhang gebracht. Die Logotherapie und Existenzanalyse geht davon aus, dass eine Suchterkrankung als ein Scheitern der Suche nach Sinn und Werten, bzw. als ein Misslingen des Sinnfindungsprozesses gesehen werden kann:

Dort wo keine Erfüllung über eine Sinnfindung und das Verwirklichen persönlicher Werte erfolgt, soll das subjektive Wohlgefühl über das Suchtmittel hergestellt werden. Glück oder das Gefühl persönlicher Erfülltheit können aber nie direkt erzeugt werden, sondern sind ein Nebenaspekt eines als sinnvoll empfundenen Lebens.

Jede Abhängigkeitserkrankung, egal ob stoffgebunden oder ungebunden, ist ein Teufelskreis: Ein Streben nach Lust oder Glück, das einen bloßen Zweck verfolgt, also eher egoistisch motivierte Ziele hat, kreist nur um einen selbst und die persönliche Bedürfnisbefriedigung. Einer Sinnorientierung zu folgen bedeutet stattdessen, sich selbsttranszendent Aufgaben der Welt zu widmen.

Solange man in der Abhängigkeit steckt, füttert man immer wieder denselben Kreislauf – man fühlt sich z.B. schlecht, enttäuscht, traurig, gestresst, unglücklich, deprimiert, leer, gelangweilt, etc. Das Suchtmittel soll eine kurze Besserung der eigenen Empfindlichkeit bewirken, jedoch lässt erstens die Wirkung der Substanz (Alkohol, Drogen etc.) oder des Verhaltens (Kaufsucht, Esssucht, Beziehungssucht etc.) nach kurzer Zeit nach und zweitens merkt man, dass sich an der Grundsituation und den Problemen nichts geändert hat. Man fühlt sich umso schlechter oder umso leerer/gelangweilter/enttäuschter und ist umso mehr verleitet, wieder zum Suchtmittel zu greifen. Daher glaubt ein/e Süchtige/r nicht ohne Suchtmittel auszukommen, denn wenn er/sie keine Drogen nimmt, fühlt er/sie sich ja schlechter.

Folgende Warnhinweise können auf ein Suchtverhalten bzw. das Risiko, eine Abhängigkeit zu entwickeln hindeuten:

  1. Geringe Fähigkeit, Probleme und Konflikte zu lösen
  2. Vermeiden oder Ignorieren von schwierigen Situationen
  3. Frühere Tätigkeiten und Hobbys etc., die gerne gemacht wurden, machen keinen Spaß mehr
  4. Gering ausgeprägte Kritikfähigkeit
  5. Beziehungsprobleme und -konflikte; Freundschaften werden vernachlässigt und keine neuen geschlossen
  6. Einengung der sozialen Kontakte; Gefahr der Isolierung von der Außenwelt
  7. Fehlendes Selbstbewusstsein/Selbstwertgefühl
  8. Krisenanlässe und fehlende soziale Unterstützung

1. Stoffgebunden

Die häufigsten stoffgebundenen Suchtmittel sind:

○ Nikotin,
○ Alkohol,
○ Beruhigungs- und Schmerzmedikamente (Sedativa, Hypnotika, …)
○ Illegale Drogen, z. B.:
■ Opiate (Heroin, Morphine, …),
■ Kokain,
■ Cannabinoide (Haschisch und Marihuana),
■ Ecstasy, LSD,

■ Amphetamine.

  • Diese Suchtmittel können das Bewusstsein, die Gefühlswelt und die Wahrnehmung des Konsumenten verändern.
  • Im Verlauf der Erkrankung verändern sich dauerhaft bestimmte Hirnstrukturen. Im Belohnungszentrum bildet sich ein sogenanntes Suchtgedächtnis aus, Betroffene benötigen immer höhere Dosen, um denselben Effekt zu erzielen.
  • Die Veränderungen bewirken auch, dass die Betroffenen schneller wieder rückfällig werden können.
  • Der Übergang zwischen Genussmittel und Suchtmittel ist fließend – es beginnt oft mit dem “Probieren” in bestimmten Gelegenheiten/Situationen und wird schnell zur Gewohnheit/zur Sucht.
  • Beim Absetzen des Suchtmittels treten psychische und körperliche Entzugserscheinungen auf und es besteht ein starkes Verlangen das Suchtmittel weiterhin zu konsumieren.
  • Eine Abhängigkeit muss nicht unbedingt auf ein bestimmtes Suchtmittel beschränkt sein, sondern kann mehrere Drogen/Substanzen umfassen.
  • Im Laufe der Suchterkrankung verändern sich oft langsam und unbemerkt das Verhalten, die Lebensgewohnheiten, die Persönlichkeit des Betroffenen.
  • Neben der Abhängigkeit und als Folge des erhöhten Konsums können körperliche und/oder psychische Begleiterkrankungen auftreten, wie z. B. Leberzirrhose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Angststörungen, Depressionen, Krebs etc.
  • Das soziale Umfeld und Beziehungen können erheblich unter dem Verhalten des Süchtigen leiden. Eine zunehmende soziale Isolierung kann auftreten.
  • Oft belastet die Suchterkrankung noch weitere Bereiche wie die Arbeitsfähigkeit oder die finanziellen Ressourcen.

2. Nicht stoffgebunden

Stoffungebundene Süchte entstehen meist aus Dingen mit denen wir uns (täglich) beschäftigen und die sich bei einigen Menschen zu einer Sucht entwickeln können.

Zu den “neueren” Süchten die relativ häufig auftreten, zählen beispielsweise die Handysucht sowie die PC- und Internetsucht. Andere stoffungebundene Süchte sind zum Beispiel die Arbeits-, Kauf-, Ess-, Sportsucht oder die Spielsucht.

Bei stoffungebundenen Süchten besteht ein Verhalten, das besonders oft oder besonders lange wiederholt wird. Dabei entstehen im Gehirn des Betroffenen ähnliche Belohnungseffekte wie bei der Einnahme von stoffgebundenen Substanzen.

Außerdem besteht bei beiden Suchtformen eine psychische Abhängigkeit, und Zustände wie Unwohlsein, Nervosität, Aggressivität und Depressivität wenn dem Drang der Sucht nicht nachgegeben wird.

Die Begleiterscheinungen der Erkrankung können ähnlich verheerend sein wie die von substanzbezogenen Süchten. Z.B. ein finanzieller Ruin durch die Auswirkungen einer Kaufsucht, eine zunehmende Vereinsamung oder Arbeitsunfähigkeit. Verhaltensbezogene Süchte weisen eine große Ähnlichkeit mit Zwangsstörungen bzw. Zwangshandlungen auf und werden daher auch in die Gruppe der sogenannten Zwangsspektrumsstörungen eingeordnet.

Wie kann man einer Sucht vorbeugen?

  • Dauerhaft auf abhängigkeitserzeugende Mittel verzichten, z. B. Alkohol, Tabletten (Aufputschmittel), Nikotin, …
  • Einen guten Umgang mit Stress und vielfältige Arten der Entspannung finden (und anstelle das Suchtmittel oder der Verhaltenssucht pflegen)
  • Wachsam mit sich und anderen umgehen
  • Eigene Träume und Ziele verfolgen
  • Suchtfreie Arbeitsplätze schaffen, wie beispielsweise rauchfreie Arbeitsplätze/-stätten und eine Null-Promille-Regelung am Arbeitsplatz durch betriebliche Regelungen/Absprachen einführen.
  • Sich durch Fachleute zum Thema Sucht und Abhängigkeit aufklären lassen
  • Betriebliche/gesellschaftliche Regelungen im Umgang mit Suchtgefährdeten und Suchterkrankten festlegen.
  • Betroffene auf Hilfsangebote und -möglichkeiten aufmerksam machen.

Das therapeutische Vorgehen bei der Suchtmittel-Entwöhnung

Vor allem beim Drogen- oder Alkoholentzug können teilweise starke körperliche Entzugserscheinungen auftreten, sodass die Entzugs- bzw. Entgiftungsphase meist stationär und mit Unterstützung von Medikamenten durchgeführt wird.

In leichteren Fällen und nach dem stationären Entzug kann eine ambulante Psychotherapie, wie ich sie in meiner Praxis in St. Pölten und Altlengbach anbiete, durchgeführt werden.

Zusätzlich sollte je nach Art und Schwere der Sucht eine regelmäßige Betreuung durch einen niedergelassenen Facharzt – einem Psychiater – erfolgen, um eine begleitende Medikamenten-Behandlung zu gewährleisten.

Weitere mögliche therapeutische Angebote

  • Suchtberatungsstellen (mit Spezialisierung auf dem jeweiligen Suchtmittel/Suchtverhalten)
  • Teilstationäre Aufenthalte – z.B. in einer Tagesklinik
  • Stationäre Aufenthalte – z.B. in einer Reha-Klinik.

Zusätzlich kann der regelmäßige Besuch einer Selbsthilfegruppe sehr wichtig sein, um langfristig abstinent zu bleiben.

Von Katja Moderbacher am 04.05.2021

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